Neue Rezensionen: H-Soz-Kult (Februar 2017)

Neue Bücher zum Thema historische Bildforschung – rezensiert auf H-Soz-Kult

Lesesaal des British Museum, London 18. April 2004. Foto: Riccardo Cambiassi. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 2.0

 

Birgit Witamwas: Geklebte NS-Propaganda. Verführung und Manipulation durch das Plakat

De Gruyter Verlag, München 2016

Rezensiert von Paul Moore, redaktionell betreut durch Alexander Korb

Certain images from Nazi poster propaganda remain familiar in our own time, and can inform debate around political communication still. Birgit Witamwas’ art-historical study thus represents a welcome addition to the literature on mass communication in the Third Reich. Taking a broadly chronological approach to the topic of Nazi propaganda posters, it focuses on the Weimar years and the pre-war Third Reich and analyses in detail 150 posters, mostly drawn from the Bundesarchiv’s collections. Witamwas focuses on the visual strategies, designs, and themes represented, but also discusses individual artists. Reflecting her own methodological approach, a historiographical chapter discusses previous studies largely on the basis of whether these discussed the posters as historical or art historical documents.

 

 

 

 

 

Detlev Steinberg: Der Abzug. Die letzten Jahre der russischen Truppen in Deutschland. Eine fotografische Dokumentation

Christoph Links Verlag, Berlin 2016

Rezensiert von Sascha Gunold, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch

Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Belastungen der deutsch-russischen Beziehungen erscheint das Werk zu einer Zeit, in der der friedliche Abzug von mehr als 300.000 sowjetischen bzw. russischen Soldaten aus Deutschland zwischen 1991 und 1994 wie ein diplomatisches und militärlogistisches Wunder wirkt. Dabei ist es die große Stärke dieses Buches, nicht nur die beeindruckenden Fotografien von Detlev Steinberg zu präsentieren, sondern auch substanzielle Textbeiträge zur historischen Einordnung des Abzuges mitzuliefern. Im Kern handelt es sich jedoch um einen Bildband, der die aktuelle, noch bis zum 19. Februar 2017 laufende Sonderausstellung des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst begleitet. Auf fast 300 Seiten werden sowohl Schwarz-Weiß- als auch Farbaufnahmen des Fotografen Detlev Steinberg präsentiert.

 

 

 

 

Leonie Beiersdorf: Die doppelte Krise. Ostdeutsche Erinnerungszeichen nach 1989

Deutscher Kunstverlag, Berlin 2015

rezensiert von Stefanie Endlich, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch

Das großformatige Buch hat mit fast zwei Kilogramm ein eindrucksvolles Gewicht, und sein Anspruch, auf dem Rücktitel formuliert, ist hoch gesetzt: „Zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung entwirft diese empirische Studie eine erste Systematik des neuen kulturellen Gedächtnisses in Ostdeutschland.“ Es geht um die Veränderungen der Denkmallandschaft in den Städten der ehemaligen DDR in den Jahren 1989/90 bis 2009, teils bis 2011. […] Leonie Beiersdorf […] unternimmt eine empirische Untersuchung des Bestands und der jeweiligen Hintergrundinformationen in 30 ausgewählten Groß-, Mittel- und kleineren Städten der fünf neuen Bundesländer. Die mit Unterstützung von Ämtern, Archiven und Museen in den Jahren 2005/06 und 2010/11 gesammelten Fakten verbindet sie mit Überblicksdarstellungen zum jeweiligen Thema, mit Hinweisen auf theoretische Konzepte zum „kollektiven Gedächtnis“ (Maurice Halbwachs, Jan und Aleida Assmann) und mit Schlussfolgerungen zu den Charakteristika der jeweiligen memorialen Veränderungsprozesse und ihrer Ursachen; hinzu kommen teils äußerst ausführliche Darstellungen und Analysen interessanter Fallbeispiele.

 

 

J. Holstein (Hrsg.): Buchumschläge in der Weimarer Republik. The Book Cover in the Weimar Republic

Taschen, Köln 2015

rezensiert von David Oels, redaktionell betreut durch Kai Nowak

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Jürgen Holstein hat in Jahrzehnten eine beeindruckende Sammlung zusammengetragen, der er 2005 mit dem im Selbstverlag erschienen Band Blickfang ein Denkmal setzte. Dieses seit Jahren vergriffene Buch hat nun der Taschen Verlag in veränderter Gruppierung mit englischen Übersetzungen versehen und im Text wesentlich gekürzt wieder herausgebracht und damit der an Einband und Schutzumschlag interessierten Forschung breit zugänglich gemacht. Allerdings bleiben auch Fragen und Einwände. […] [Es] ist es schade, dass der Verlag die immerhin zehn Jahre Forschung, die zwischen dem ersten und dem zweiten Erscheinen lagen, nicht zum Anlass für eine gründliche Revision und Aktualisierung genommen hat.

 

 

 

 

 

Kennedy Liam: Afterimages. Photography and U.S. Foreign Policy

University of Chicago Press, Chicago 2016

rezensiert von Annette Vowinckel, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch

afterimages
Der irische Amerikanist Liam Kennedy hat ein Buch über die dokumentarische Fotografie seit dem Vietnamkrieg vorgelegt, in dem er nach der politischen Bedeutung des Mediums fragt und die Antworten überall da sucht, wo die US-Regierung entweder Krieg führt(e) oder Krieg führende Staaten militärisch unterstützt(e): in Vietnam, in Zentralamerika, im ehemaligen Jugoslawien und im Mittleren Osten. Für jede Region wählt er einige wenige Fotografen aus und zeigt anhand ihrer Arbeit, wie sie US-amerikanische Geopolitik – kritisch oder affirmativ – ins Bild setzen. Als „Afterimages“, wie sie im Titel des Buchs genannt werden, bezeichnet er dabei solche Bilder, die nicht nur punktuell als Nachrichtenbilder dienen, sondern über einzelne Ereignisse hinausweisen und sich selbst in der Tradition des investigativen Journalismus verorten.
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